Balver Ehrenbürger Josef Pütter starb
vor 20 Jahren
Bericht vom 31. August 2002
von Rudolf Rath
Josef Pütter - wer war das? Das fragen sich heute wohl nicht
nur Anwohner der "Josef-Pütter-Straße" in
Balve, an dem vom Durchgangsverkehr befreiten Teil der früheren
direkten Verbindung zwischen Balve und Garbeck. Bei der Vorbereitung
eines Berichts über Josef Pütter für ein weiteres
Buch der Kolpings-Rumänienhilfe stieß ich auf sein
Sterbedatum: 31. August 1982 - Anlass genug, zum 20. Todestages
auf diese Balver Persönlichkeit wieder aufmerksam zu machen.
Wer also war Josef Pütter? Hier einige Hinweise: Neben seiner
beruflichen Tätigkeit als Rendant der Verwaltung der früheren
Stadt und des ehemaligen Amtes Balve leitete er ehrenamtlich von
1927 bis 1953 das Balver Museum, das dann - nach einer Neuordnung
als "Prähistorisches Heimatmuseum" von Lehrer Alfred
Koch übernommen wurde. Mit unermüdlichem Fleiß forschte
Pütter über viele Jahrzehnte zur Geschichte des Raumes
Balve und weit darüber hinaus. Josef Pütter erschloss
immer wieder neue Quellen, kein Stadt-, Pfarr- oder auch Landesarchiv,
wo auch immer gelagert, war vor ihm sicher. So zeichnete er, der
im Alter von 92 Jahren starb, geschichtliche Entwicklungen auf und
vermittelte Einblicke in die Lebensbedingungen unserer Vorfahren.
Die Stadt Balve dankte es ihm durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft
am 13. Juni 1964, und sie will auch heute mit der Namensgebung der
Straße die Erinnerung an seine Person und seine Leistungen
bewahren.
Viele seiner handschriftlichen Aufzeichnungen wurden veröffentlicht.
Von besonderer Bedeutung sind dabei seine Beiträge zur Geschichte
der Kreise Arnsberg, Iserlohn und Altena. Sie erschienen 1965 unter
dem Titel "Sauerländisches Grenzland im Wandel der Zeit",
herausgegeben von der Balver Heimwacht. Der Druck dieses Buches
wurde von verschiedenen Stellen, so auch von der früheren Stadt
und dem damaligen Amt Balve, finanziert. In der Festschrift der
Heimwacht, mit dem Titel "Säu faste ärre Balve"
("So fest wie Balve"), wird dieses "Buch der Balver
Geschichte" ausführlich gewürdigt.
Zu nennen sind aber auch Pütters Aufsätze. Der Arbeitskreis
Rumänienhilfe der Kolpingsfamilie Balve hat 1993 "Balve
- Buch vom Werden und Sein der Stadt", Hg. Stadt Balve 1930,
neu aufgelegt. Darin berichtet der Heimatforscher u. a., was er
über die Hexenprozesse Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts
und das erstmals 1663 nachzuweisende Vogelschießen der Balver
Schützenbrüder herausgefunden hat. Ausführlich
beschreibt er auch den "Schnadezug" von 1701, der als
"Markenumzug
den Zweck verfolge, die privaten Markgrenzen
festzustellen, und keines Falles die Landesgrenzen angetastet werden
sollten". Jährlich neu - und das erfahren wir aus einem
anderen Aufsatz - wurde Ende des 18. Jahrhunderts der Bürgermeister
gewählt. ein Protokollabdruck vermittelt überraschende
Einblicke in damalige verzwickte Abläufe. Neben diesen veröffentlichten
Aufzeichnungen gibt es, so ist zu vermuten, noch weitere Unterlagen,
die bisher leider nicht ausgewertet wurden. Wer hat Zugang? Könnten
sie uns neues Wissen über alte Zeiten vermitteln?
Die Bedeutung der vorliegenden Unterlagen Pütters erkennen
bis heutige auch andere Autoren heimatkundlicher Texte an. Sie beziehen
sich auf ihn und seine Quellen, nutzen seine Arbeiten als Ausgangspunkt
für die weitere Geschichtsbeschreibung. Dazu gehört vor
allem Harald Polenz, der deshalb 1980 sein Buch "Zur Geschichte
des ehemaligen Amtes und der Stadt Balve" "in Dankbarkeit
Josef Pütter gewidmet" hat. Doch sowohl vorher als auch
bis in die letzten Jahre hinein beziehen sich Verfasser heimatkundlicher
Texte auf die Aufzeichnungen von Josef Pütter. Beispielhaft
sei hier genannt 1968 Theodor Pröpper
"Ein Tag ruft es dem andern zu", 1983 die Verfasser Kracht,
Hartmann und Barth des Buches "Kunst- und Geschichtsdenkmäler
im Märkischen Kreis", herausgegeben vom Heimatbund Märkischer
Kreis, 1985 der Förderkreis 700 Jahre Dorf Beckum e.V. als
Herausgeber der Chronik "700 Jahre Beckum - Die Geschichte
eines Dorfes im Sauerland", 1986 Joseph B. Lenze "80 Jahre
Musikverein Balve - ein Kapitel Balver Geschichte" und 1990
noch einmal Joseph B. Lenze "100 Jahre St.-Marien-Hospital
in Balve".
Das also war Josef Pütter. Ihm verdanken wir - außer
einer Straßenbezeichnung - umfassende Forschungsergebnisse.
Sie vermitteln uns Balvern Einblicke in unsere Vergangenheit und
liefern uns auch heute noch den soliden Hintergrund für die
Beschreibung geschichtlicher Entwicklungen, insbesondere unserer
Stadt, ihrer Dörfer und unserer Vereine.
Rudolf Rath
Anmerkung: Der Verfasser dieses Berichtes hat sich bereits mit
der Geschichte verschiedener Balver Vereine und Einrichtungen befasst.
Im Herbst 2000 erschien das von ihm verfasste Jubiläumsbuch
"75 Jahre Reiterverein Balve: 1925 - 2000". Im Internet
veröffentlicht er die "Geschichte
der Christlich-Demokratischen Union im Raum Balve"; bisher
mit Band I "1945 - 1974: Vom Aufbau der Partei bis zur Kommunalen
Neugliederung" und Band II "1975 - 1984: Nach der Kommunalen
Neugliederung: Die neue Stadt Balve". In Kürze folgt Band
III mit den Jahren 1985 - 1994.
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