Jeder Ortsteil der Stadt ist stolz auf seine Schützenhalle. Nur das
Stadtzentrum, d. h. die "alte" Stadt Balve, hat es nicht
zu einem Bürgerhaus oder repräsentativen Festsaal gebracht. Die
Erklärung ist einfach. Seit über 150 Jahren feiert die Balver
Schützenbruderschaft St. Sebastian ihr Fest im
"Felsendom". An den drei Festtagen beleben Tausende
trinkfeste Gäste von nah und fern die Höhle und ihren Vorplatz. Höhepunkt
ist der montägliche Einmarsch des neuen Schützenkönigs unter den
Klängen des "Höhlen-Einzugs-Marsches", der Schützenbrüder
und Gäste jedes Jahr begeistert.
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Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt
die Höhle bei gezielter Ausleuchtung
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Diese Tradition, aber auch die geschichts- und sagenträchtige
Vergangenheit der Höhle und die Großartigkeit der Deckengewölbe
in festlicher Beleuchtung beflügelten Heimatfreunde nicht nur zu
romantisierende Empfindungen in Wort und Schrift, sondern auch zu
kulturellen Taten. Bereits 1922 verstand Theodor
Pröpper, später Ehrenbürger der Stadt, das
"steinerne Wunder" zu nutzen. Unterstützt von der Balver
Heimwacht führte er Mysterienspiele auf, in die viele Balver Bürger
mimisch und helfend einbezogen wurden. Auch nach "dem
verlorenen Krieg (sollten) die unvergleichbaren Möglichkeiten der
Balver Höhle als Raum für die Gestaltung des Laienspiels"
wieder genutzt werden. 1949 riefen Th. Pröpper und Hermann
Wedekind die Balver Höhlenspiele ins Leben, die einige
Jahre erfolgreich agierten. Diesen Gedanken belebte Wedekind 1984
neu. Der ein Jahr später gegründete Verein "Festspiele Balver
Höhle" veranstaltet seitdem Konzerte, Theater und Bühnenspiele
auf hohem Niveau.
Die Höhle wurde zu einem Magneten für Freunde kultureller
Ereignisse. Vereine, Organisationen und Unternehmen nutzen Halle und
Höhlenarme für festliche oder repräsentative Vorhaben. Die Stadt
(Kreis) organisierte Sinfoniekonzerte und Jazzfestivals mit hohem
Besucherzuspruch. Unter Werner Trauds Regie
entwickelte sich die "Märchenwoche" zu einem
Kassenschlager. Seit 1997 kooperieren Stadt und Verein Festspiele
Balver Höhle personell, organisatorisch und finanziell. Der Verein
wurde mit modernem technischem Gerät ausgestattet, um
Veranstaltungen und Besucherzuspruch besser abwickeln zu können.
Dass die Höhle zu einem Kulturzentrum von überregionaler
Bedeutung wurde, ist nicht nur den publikumsnahen kulturellen
Angeboten heimischer Akteure zu verdanken. Die Höhle vermittelt
eine außergewöhnliche Atmosphäre. Feintönige Akustik und
wechselfarbige Lichtreflexe im Kalkgestein des Gewölbes vermitteln
eine Stimmung, die Besucher vergessen lässt, dass die
Raumtemperatur hin und wieder wärmere Kleidung empfiehlt. Das
Abtropfen von Schwitz- und Sickerwasser von der Höhlendecke ist
jedoch zur Seltenheit geworden, seitdem die Bewetterung geregelt
werden kann.

Technische Unterhaltung und Sicherung der Höhle
Die Schützenbruderschaft St. Sebastian ist Pächter der Höhle,
die im Besitz der Stadt ist. Sie vermietet sowohl die Höhle als
auch das Schützenheim nebenan tageweise an Veranstalter nach
Vereinbarung. Ihr obliegt aber auch, für die Sicherheit und
Funktionstüchtigkeit Sorge zu tragen. Jährlich müssen dafür
erhebliche Mittel aufgewandt werden.
- Um Besucher gegen unliebsamen Steinschlag zu schützen,
beseitigen Fachfirmen im Frühjahr das Deckengewölbe von
Lockergestein, stabilisieren oder befestigen steinschlaggefährdete
Partien.
- Beleuchtung, Deckenheizung und E-Anschlüsse werden von einer
Zentrale gesteuert, die ständiger Wartung bedarf und
technischem Fortschritt entsprechen muss.
- Je nach Art und Umfang einer Veranstaltung ist der Höhlenraum
mit unterschiedlich ausladenden Bühnen auszustatten und nach
Plan zu bestuhlen. Über Wochen steht im Eingangsbereich eine
deckenhohe Zuschauertribühne im Mai, Juni.
Der
hintere Teil des Dechenarms war Heimatfreunde und Besuchern ein ständiger
Dorn im Auge. Seit 1976 trennte ihn aus Sicherheitsgründen ein hässlicher
Zaun ab. 1997 war für Bürger und Schützenbrüder ein Glücksjahr.
Auf Bitten der Balver Landtagsabgeordneten Brigitte Herrmann
stellte das Land NRW für die Renovierung des rechten Höhlenarmes
erhebliche Mittel zur Verfügung. Den Erfolg der aufwendigen Bau-
und Installationsarbeiten im Winter 1997 konnte der Vorsitzende der
Schützenbruderschaft Konrad Betten am 13. April 1998 einer großen
Zahl interessierter Bürger präsentieren.
Der wohl schönste Teil der Höhle ist nach 20 Jahren der Öffentlichkeit
wieder zugänglich. Die hässliche, von der Uerdinger Rüstungsfabrik
im Krieg errichtete Beton- und Ziegelwand wurde stabilisiert und
kalkfelsenähnlich verputzt. Der sog. Schlot, ein alter Erdeinbruch
wurde gesichert und ausgebaut. Seitdem können Luftzufuhr und
-durchlaß geregelt werden. Die gesteuerte Bewetterung der Höhle
ermöglicht nun, die Höhlenhalle weitgehend trocken zu halten und
effektiv zu heizen.
Echte Stalagmiten und Stalagtiten gibt es in der Höhle schon
lange nicht mehr. Manchmal jedoch zaubert die Natur sie fast über
Nacht neu in die Felsenhalle. Wenn nämlich im Winter nach
ausgedehnten Regenfällen plötzlich starker Frost eintritt,
erstarrt das tropfende Höhlenwasser zu Tropfstein ähnlichen
Gebilden.

Besichtigungen der Höhle außerhalb der Veranstaltungen nur für
Gruppen nach Vereinbarung:
Verkehrsverein Balve Tel.: 02375 / 926190
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