Festprogramms zur
Balver Jahrtausendfeier 1930

Deckblätter des Festprogramms zur
Balver Jahrtausendfeier 1930 im Original,
die weiteren Seiten in Abschrift

Deckblatt des Festprogramms zur Balver Jahrtausendfeier 1930 im Orginal Deckblatt (Rückseite) des Festprogramms zur Balver Jahrtausendfeier 1930 im Orginal

   

Willkommen in Balve!

Die alte Stadt Balve, die vor wenigen Jahren noch Tagungsort des Sauerländer Heimatbundes war, feiert in diesem Jahre ein Jubiläum seltener Art:

1000 Jahre Balve
500 Jahre Stadt

Aus diesem Anlaß ist die diesjährige achte Tagung des Sauerländer Heimatbundes wiederum nach Balve gelegt worden.
Den Sauerländern aus Fern und Nah rufen wir deshalb in Balve ein besonderes herzliches Willkommen zu. Wenn auch die alten Stadttürme, Mauern und Gräben nicht mehr bestehen und alle Wahrzeichen der früheren kurkölnischen Festung durch Brände (1789) und Zerstörung im Laufe der Jahrhunderte verschwunden sind, so ist doch in Anlage und Bebauung der Stadt vieles von der einstigen Geltung erkennbar. Auch eines ist geblieben: Die Schönheit der Stadt und die Pracht der Berge und Wälder, die sie umschlingt.
Außer dem Hönnetal bietet Balve eine weitere Sehenswürdigkeit in seiner wuchtigen Höhle, die auch als Festraum für die Heimat-Kundgebungen und das Höhlenspiel Verwendung findet.
Ist die Not der Zeit auch groß, so bedarf dieses Jubiläum doch einer besonderen Hervorhebung, zumal die Veranstaltung nicht mit sonstigen Festlichkeiten zu verwechseln ist.
Mögen alle im alten Städtchen Erbauungsstunden verleben und unvergeßliche Eindrücke heimführen.

Guatt Helpe!

 

Mitteilungen
für die Festteilnehmer!
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Auskunftei und Quartier-Vermittlung:
Pensionat Franz Betten, an der Hönnebrücke.

Verkehr:

Reichsbahnfahrplan für Sonntag, den 3. August:

ab Fröndenberg 7.52 9.27 12.25 14.27 18.22 23.00
ab Menden 8.03 9.41 12.34 14.38 18.34 23.11
an Balve 8.34 10.15 13.04 15.10 19.05 23.43
ab Neuenrade 5.17 9.29 12.21 14.54 17.43 19.35
an Balve 5.38 9.46 12.37 15.11 18.04 19.52

Spätzüge ab Balve nach Menden-Fröndenberg

23.00
   "          "     "     Neuenrade 23.43

Sonderzüge am Sonntag, den 3. August:

1. nach Balve

ab Fröndenberg

12.48

an Balve

13.45

2.  “   Fröndenberg

“ Balve

20.22

“ Fröndenbg.

21.04

3.  “   Fröndenberg

“ Balve

23.07

“ Fröndenbg.

24.00


Anschlüsse
nach Iserlohn in Menden

0.24 Uhr
    "         "  Arnsberg , Bestwig in Fröndenberg 0.08  "

 

Kraftfahrzeuge:

Für den 3. August ist das gesamte Hönnetal für den
Kraftfahrzeug-Verkehr freigegeben.

Reichspostomnibusse verkehren im verstärkten
Umfange und planmäßig

ab Allendorf

6.15

-

-

-

18.45

ab Affeln

-

-

11.20

-

-

ab Hachen

-

9.20

-

14.20

-

an Balve

6.55

9.55

11.55

14.55

19.26

 

Autobus Schnier, Hüsten:

Ab Bahnhof Neheim-Hüsten 14.00 und nach Bedarf.
Rückfahrt ab Balve 20.00 und 23.00 Uhr

Weitere Privat-Autobusse und Autos vermitteln
den Verkehr mit den umliegenden Ortschaften.

 

Parkplätze für Kraftwagen an der neuen Schule am Güterbahnhof und Ameckerweg, für Motorräder: am Amtshaus, für Fahrräder: Ziegelei Allhoff.

Eintrittspreise: Festabzeichen 1.00 RM. Teilnahme am Höhlenspiel 0.50 RM.

Heimatbuch. Die Stadt Balve hat zum Jubelfest ein Heimatbuch von 500 Seiten auf Kunstdruckpapier herausgebracht, von dem noch einige Stücke zu je 10 RM an der Hauptkasse an der Hönnebrücke erhältlich sind.

___________

Mitwirkende Vereine u. Organisationen.

Musik-Verein Balve: Festmusik und Konzert.
St.Josef-Verein Balve: Trommler- und Pfeifferchor.
Posaunenchor Deilinghofen: Evgl. Festgottesdienst u. Konzert.
Männerchor Balve: Vaterländische und heimatliche Kundgebung und Festzug.
Kirchenchor Balve: Pontifikalamt und heimatliche Kundgebung.
Kirchenchor Deilinghofen: Evgl. Festgottesdienst.
Heimwacht Balve: Höhlenspiel und Festzug.
Spiel- und Sportverein Balve: Historischer Festzug.
Deutsche Jugendkraft Balve:         "          "
Reiterverein Balve-Hüsten-Hellefeld "          "
St. Josefs-Verein Balve:             "          "
St. Aloysius-Verein Balve:          "          "
Schützen-Verein Balve:               "          "
Krieger-Verein Balve: Fackelzug und histor. Festzug.
Freiwillige Feuerwehr Balve: Ordnungsdienst und Feuerwerk
Freiwillige Sanitätskolonne: Unfalldienst.
Frauen-Verein Balve: Ausschmückung u. Festzug.
Jungfrauen-Kongregation: Ausschmückung u. Festzug.
Volksschulen: Ausschmückung und Festzug.
Volkstanzkreis Arnsberg: Volkstänze.

 

Festfolge:

Samstag, den 2. August 1930:

10.30 Uhr im Gasthof Krüdewagen:
öffentliche Sitzung des SHB.- Ausschuß für Heimatgeschichte. Leitung: Oberlehrer F.Menne,Arnsberg.
1. Stand der Archivaliensammlung.
2. Quellenschriften zur sauerländischen Geschichte.
3. Förderung der Familienforschung.
12 Uhr: Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten
durch Festgeläute und Anschießen.
1.30 Uhr im Gasthof Krüdewagen: Öffentliche Sitzung
des Ausschusses für Naturschutz.
Leitung: Kreisbaumeister Fr. Plaßmann, Arnsberg.
1. Vortrag von Dr. Beste, Arnsberg:
   Wald- und Vogelschutz.
2. Naturschutzgebiete im Sauerlande.
3. Die bemerkenswerten Bäume des Sauerlandes.
4. Die Bestrebungen gegen die Biggeverschmutzung.
3 Uhr: im Gasthaus Krüdewagen: Öffentliche Sitzung des
Ausschusses für Kunst und heimische Landbauweise.
Leitung: Kreisbaurat Dr. Ing. K. Freckmann, Arnsberg.
1. Vortrag Dr. theol. et phil. Hölker, Münster.
   Alte Kunst in Balve und Umgegend.
2. Vortrag Dr. Freckmann: Die rechte Baugesinnung .
3. Die Frage der Stahlbedachung.
4. Friedhofskunst und Friedhofspflege.
4.30 Uhr: im Gasthof Krüdewagen: Öffentliche Sitzung des
Ausschusses für Heimatliteratur, Leitung :
Vikar Hoffmeister, Antfeld.
1. Bericht über den Stand der Buchgemeinde.
2. Das Verzeichnis sauerländischer Heimatschriften.
3. Das Schrifttum des Sauerländer Heimatbundes.

 

5 Uhr: Platzkonzert vor dem alten Rathaus.
6 Uhr: im Gasthof Scheele: Sitzung des Ausschusses
für Volkskunde und Volkstumspflege.
1. Vortrag von Otto Ilmbrecht,Leiter des
   Niederdeutschen Volkstanzes:Sauerländische Volkstänze.
2. Bericht von G. Beule, Förde, Bundesoberst,
   über den Sauerländischen Schützenbund.
3. Flurnamensammlung.
4. Hausnamensammlung.
5. Zur Pflege des Plattdeutschen.
8 Uhr: Festgeläute.
9 Uhr: Beleuchtung der Stadt, Anzünden der Bergfeuer,
Fackelzug durch die Stadt. Kirchliche Weihe des
Ehrenmals und Grundsteinlegung. Vaterländ. Kundgebung,
Gesang- und Musik-Darbietungen. Ansprache des
Herrn Reichsministers a.D. Dr. Haslinde, Arnsberg.
 

Sonntag, den 3. August:

 

5.30 Uhr: Wecken.
6.45 Uhr: Aufziehen der Torwachen.
7.30 Uhr: Pontifikalamt des Hochwürdigsten Herrn
Weihbischofs von Paderborn in der Pfarrkirche.
Theophorische Prozession durch die Stadt.
Religiöse Feier auf dem Kirchplatz mit Predigt
des Hochw. Herrn Weihbischofs.
10.30 Uhr: Evangel. Festgottesdienst in der Balver
Höhle mit Festpredigt von Herrn Pfarrer
Prein, Hohenlimburg.
1 Uhr: Ein Gedenken an die Toten aus Balve.
(Um 1 Uhr wird 3 Minuten lang die Totenglocke
geläutet. Während dieser Zeit möge jeder in
geziemender Haltung Schweigen bewahren und
sich der Verbundenheit zwischen Vergangenheit
und Gegenwart erinnern).

 

1.15 Uhr: Festessen der Ehrengäste im Hotel Kohne.
1.30 Uhr: Platzkonzert beim Ehrenmal und am Rathaus.
4 Uhr: Historischer Festzug (s. Anhang),
den Einzug des Kurfürsten Dietrich II. von Köln
im Jahre 1430 und die Übergabe der Urkunde über
die Verleihung der Stadtrechte darstellend.
Festakt vor dem Rathaus (s. Anhang).
5.30 Uhr: Mittelalterliche Reiterspiele in historischer
Tracht vor der Balver Höhle.
6 Uhr: in der Balver Höhle: Heimatliche Kundgebung
1. Begrüßung durch die Leitung des S. Hb. und die
   Stadtvertretung.
2. Plattdeutsche Festrede des Landtagsabgeordneten
   Schmelzer, Oberhundem.
3. Ansprachen.
4. Lieder und Musikvorträge.
   Anschließend: Volkstänze auf der Wiese vor
   der Balver Höhle.
8.30 Uhr: in der Balver Höhle: Aufführung des Spieles
"Die Schlacht im Birkenfeld" von Leo Weißmantel
(s. Anhang)

 

Montag, den 4. August:

 

8.30 Uhr: in der Pfarrkirche: Requiem für die Toten aus
Balve
9.15 Uhr: im Hotel Kohne: Geschlossene Sitzung des er-
weiterten Vorstandes vom S. Hb.

 

10.30 Uhr: im Hotel Kohne: 10. (öffentliche)
Hauptversammlung des Sauerländer Heimatbundes.
1. Jahresbericht.
2. Kassenbericht.
3. Vortrag: Altes und Neues in der Heimatpflege.
   (Vikar Hoffmeister, Antfeld)
4. Wahlen zum Vorstande.
5. Anträge
6. Der Tagungungsort des 9. Sauerländer Heimattages.
2 Uhr: im Gasthof Scheele: Geschlossene Versammlung
des "Sauerländischen Künstlerkreises".
Ebenfalls
2 Uhr: im Gasthof Kohne: Versammlung für die
Geistlichkeit des Sauerlandes.
1. Vortrag: Neues Volkstum als Grundlage neuer Kultur
   (Rektor Hatzfeld, Paderborn).
2. Aussprache.
3.30 Uhr: im Gasthof Kohne: Öffentliche Versammlung der
Mitglieder des Sauerländischen Künstlerkreises, der
anwesenden Behördenvertreter, der Geistlichkeitkeit, der
Lehrer und der übrigen Interessierten.
(Leitung: Musikdirektor Georg Nellius, Neheim.)
1. Bericht über den Künstlerkreis und seine Tagung.
2. Vortrag: Kunst als Grundlage der Heimatbewegung.
   (Musikdirektor Georg Nellius, Neheim.)
3. Vortrag (Korreferat): Dank und Schuld der Heimat an
   Ihre Künstler. (Dr. Hans Menne, Balve.)
4. Anregungen und Aussprache.
Nach der Versammlung (bei genügender Beteilung) :
Kunstfahrt nach Affeln und Altenaffeln unter Führung
des Privatdozenten Dr.K. Hölker, Münster.

 

Vortragsfolge bei der Platzmusik

Musikverein Balve.

Samstag, den 2. August 1930 am Rathaus.

1.

Ernst August, Marsch

v. Blankenburg

2.

Flott, heiter usw.,Potpourri

v. Alfr. Wiggert

3.

Per aspera ad astra

v. Urbach

4.

Opernmelodien

v. Silwedel

5.

Ich sende diese Blume Dir,Lied

v. Fr.Wagner

6.

Erinnerungen an Kaiser Friedrich

v.Silwedel

7.

Es war ein Knabe gezogen, aus
Heckenrosenlieder

v. G.Kurth

8.

Armeemarsch No.7

9.

Die Uhr, Ballade

v. Loewe

10.

Balver Jubiläumsmarsch

v.H.Vedder

 

Sonntag, den 3. August 1930 am Ehrenmal

1.

Prinz Eitel-Friedrich, Marsch

v.Blankenburg

2.

Romaneska, Gr. Fantasie

v.Zikoff

3.

Dein gedenk ich, Walzer

v.Alfr.Wiggert

4.

Schön ist die Jugend, Potpourri

v.Max Rohde

5.

Balver Jubiläumsmarsch

v.H.Vedder

6.

Dornröschens Brautfahrt

v.Max Rohde

7.

Musikalische Telegramme

v.Ernst Rubach

8.

Priestermarsch und Arie aus der
Oper „Die Zauberflöte“

v.Mozart

9.

Das Herz am Rhein

v. W.Hill

10.

„Horridoh“ Gr. Jagdpotpourri

v.M.Kohlmann

11.

Westfalenlied

12.

Unter’m Zollernaar, Marsch

v.Beuger

 

Posaunenchor Deilinghofen.

Sonntag, den 3. August 1930 am Rathaus.

1.

Lobe den Herren

nach Zahn

2.

Ich will dich lieben meine Stärke

nach Zahn

3.

Großer Gott wir loben Dich

n.Ritter 1847

4.

Christus ist mein Leben

5.

Wunderbarer König

Tons. Masberg

6.

Eins ist not

7.

Die Himmel rühmen

L.v.Beethoven

8.

Marsch aus „Josua“

von Händel

9.

Volkslieder, Märsche u.s.w.

 

Gesangliche Darbietungen

Gesangverein Männerchor Balve

bei der Vaterländischen Kundgebung
und der Heimatfeier in der Höhle

Chorlied: Morgengesang
An das Vaterland
Deutschland
Ewig liebe Heimat
Heimgekehrt
v.Patzke
v.Kreutzer
v.Löhner
v.Krannig
v.Seibert

Kirchenchor Balve

bei der kirchlichen Feier
Ecce sacerdos
Missa i. h. Christi Regis
Credo aus Missa brevis
Tu es Petrus
v.Gruber
v.Pröpper
v.Palestrina
v.C.Jaspers
Die wechselnden Gesänge choraliter
Zur Prozession
Eucharistische Gesänge von Fr. Liszt, Josef Renner, Josef Meßner.
Bei der heimatlichen Kundgebung in der Höhle.
Wach auf v.R.Wagner

 

Gemischter Chor Deilinghofen

bei dem Festgottesdienst in der Höhle.
Der Herr ist mein Hirte, Psalm 23 v.Klein
Sonntag v.Hiller

 

Historischer Festzug.

Darstellung der Überreichung
der Stadturkunde im Jahre 1430.

1.Zug: Der Kurfürst und sein Gefolge.

Fanfarenbläser
Herolde mit Bannern (zu Pferde)
Offizier mit Soldaten
Edelherren (zu Pferde)
Pagen mit Insignien (zu Pferde)
Kurfürst, Amtsdroste und Kanzler (zu Pferde)
Pagen (zu Pferde)
Reisige (zu Pferde)
Offizier (zu Pferde)
Bannerträger (zu Pferde) und Landsknechte
Zugführer mit Soldaten
Fahrzeuge (Gepäck- und Marketenderwagen)
Bedeckung

II. Zug: Die Bürgerschaft:

Schützenkommandant mit Adjutant (zu Pferde)
Armbrustschützen
Trommler und Pfeifer
Spielleute
Zugführer
Schützen mit Bogen, Spießen und Hellebarden
Bannerträger mit Stadtbanner
Ehrenjungfrauen
Bürgermeister mit Stadtschreiber und Ratsdiener
Ratsherren
Ehrenjungfrauen
Klausner aus der Heller Klause
Kauf- und Handelsherren
Maibaum
Bauersleute
Köhler und Holzhauer

 

Der Festakt am Rathaus

Empfang und Zwiesprache.
Text von Georg Engel, Arnsberg

Nachdem der Kurfürst mit seinem Gefolge vor dem Rathaus angekommen ist, wird eine Fanfare geblasen, hierauf nimmt der Bürgermeister das Wort:

Bürgermeister:

Allergnädigster, Durchlauchter, Hochgeborener Herr und Kurfürst! Eure Kurfürstliche Hoheit wollen gnädiglich erlauben, daß ich, Eurer Durchlaucht, treuen ehrfürcht’gen Gemeinde Balve wohlbestallter Bürgermeister, deren untertän’gen Glückwunsch, Gruß und Reverenz vermelde. Rat und Bürger preisen Eurer Kurfürstlichen Gnaden Weisheit, welche Dero Fuß gelenkt hat hin zu unseres Ortes Mauern, um dort feierlich und festlich einzuziehn als Herr und Herzog, rings gegrüßt von unsern Bergen und von unsern Felsentälern. Friedsam, freudenreich und fruchtbar seien diese Festestage, welche Eure Hoheit wollen, ruhend von der Pflichten Bürde, hier im Süderland verbringen, dessen eingesess’ne Bürger - ganz besonders die von Balve -, hiermit unsträfliche Treue bis zum Tode Euch geloben. Seid nochmals gegrüßt, Herr Kurfürst, seid gegrüßt mit Hand und Herzen.
Des zum Zeichen wollet nunmehr gnädiglichst den Willkomm’ nehmen, den wir Euch in diesem Becher ehrfürchtigst zum Trunke bieten. Es ist heimatlicher Wein, stammend hier von unsres Baumbergs gutgepflegter Sonnenseite; nehmet, Kurfürstliche Gnaden, ihn aus dieses Mägdleins Händen. Nehmt dazu die Balver Bretzel, der nun schon seit grauen Tagen vielen wird zum Ruhm gesungen. Möge beides Mund und Magen gleicherweise Euch ergötzen.

(Auf den Wink des Bürgermeisters gießt ein Mundschenk in einen silbernen Becher Wein. Eine Ehrenjungfrau kredenzt diesen Becher, dem Kurfürsten, eine andere überreicht ihm eine Bretzel. - Der Kurfürst trinkt den Becher leer, reicht ihn zurück und spricht:)

Kurfürst:

Nun, Bürgermeister, Euer Wein ist garnicht schlecht zu nennen, man lernt sogar bei uns am Rhein auch schlecht’ren manchmal kennen, nur sei es offen Euch bekannt, man merkt,

 

daß man im Sauer-Land. Doch sei Euch Dank für Euren Gruß,  den Bürgern auch und Räten, auch solchen, so herbeigeeilt aus andern Landesstädten - Ich hab Euch etwas mitgebracht, was Euer Lob wird finden, mein Kanzler soll, was er gemacht auf mein Geheiß Euch künden.

Der Kanzler:

Also vernehmet denn,Ihr Leut’, so ihr in Balve eingesessen, was unser Herr und Fürst Euch heut in Huld und Gnaden  zugemessen.

(Es wird ihm eine Urkunde zugereicht, deren Inhalt er wie folgt verliest:)

Wir, Dietrich, von Gottes Gnaden Erzbischof zu Köln, des Heiligen Römischen Reiches Erzkanzler und Kurfürst, Herzog von Westfalen und zu Engern, Graf zu Arnsberg, tun kund allen Leuten, die diesen Brief sollten sehen oder hören und lesen, daß wir, um zu verhüten größten Schaden,der unsern Arnsberger Landen vormals geschehen ist oder noch geschehen möchte in kommenden Zeiten, eine Festung und eine Stadt gemacht haben zu Balve und haben diese Stadt Balve begnadet und ihr Freiheit gegeben, daß alle, die darin wohnhaft sind, oder die nachmalig dahin Kommenden gebrauchen sollten Arnsberger Gericht und Recht, das ist zu wissen, wenn es an ihrem Gericht zu Balve an Recht in Urteilen gebricht, so sollen sie das zu Arnsberg holen.
Bürgermeister, Rat und Gemeinde unserer Stadt Balve sollen in den nächsten drei Jahren von unsern zugehörigen Leuten niemand in die Stadt nehmen, es sei denn mit unserm, unseres Amtmanns und unseres Kellners zu Arnsberg Wissen und gutem Willen. Diese sollen aber uns, unseren Nachkommen oder unserm Amtmann auf St. Martin des Hl. Bischofs Tag 39 Schillinge gegeben.
Wer aber darin bauet, soll geben uns und unsern Nachfolgern 1 Huhn und unserm Amtmann oder den rechten Erben 6 Pfennige und 1 Huhn.
In Zukunft haben wir ihnen solche Freiheit und Gnade gegeben, wie hiernach geschrieben stehet: Zum ersten haben wir ihnen gegeben,daß sie einen Bürgermeister und Rat setzen mögen zu ihrem Behuf nach Gewohnheit derer von Arnsberg. Weiter haben wir ihnen gegeben Setzung aller Preise, das ist zu wissen vom Proviant als vom Wein, von Bier, von Brot, von Fleisch, von Butter und allerlei Kaufmannschaft.
Zum ferneren mögen und sollen sie das richten mit Geldbrüchten, was straffällig ist in Stegen und Straßen binnen der

 

Stadt und binnen der Feldmark. Dann haben wir ihnen Freiheit gegeben des Montags zu einem Markttag. Jedermann der seine Kaufmannschaft suchet, soll denn sicher und frei sein von des Sonntags zur Vesperzeit bis Dienstags zum Mittag in allen Marken unserer  Stadt. Und wenn ihre Jahrmärkte sind, so sollen allemalig diejenigen,die Kaufmannschaft suchen und bringen, drei Tage vor dem Markt und drei Tage danach frei sein.
Zur Urkunde der Wahrheit und ganzen Ständigkeit haben wir für uns und unsere Nachkömmlinge auf dem Stuhle unser Siegel an diesen Brief gehangen.
Gegeben zu Arnsberg in dem Jahre unseres Herrn 1430. Des Sonntags nach dem elftausend Jungfrauentage.
Der Kurfürst nimmt aus des Kanzlers Händen die Urkunde entgegen und reicht sie dem Bürgermeister.

Bürgermeister:

Allergnädigster, Durchlauchter,
Hochgeborener Herr und Kurfürst!
Tief gerühret und ergriffen
Nehmen wir die hohe Gnade
Auf mit dankesheissem Herzen
So da Eure Huld erwiesen
Euren allgetreusten Dienern.
Lasset, Kurfürstliche Hoheit,
Uns geloben Euch zum Danke,
Daß wir bis zum letzten Tropfen
Unseres euch gehör’gen Blutes
Diese Mauern Tor und Türme,
Dies Gericht, Freiheit und Recht,
So, da jetzt Stadt-Balve heissen,
Wehren wollen gegen jeden,
Der da Euch und uns zuwider.
Last uns rufen des zur Urkund:
Unserm gnädgen Herrn und Herzog,
Kurfürst Diederich dem Zweiten,
Graf zu Arnsberg dreimal Heil!
Und nun gestatten Eure Hoheit
Daß wir in schuld’ger Ehrfurcht zeigen
Euch unsere Stadt und deren Gassen.

Der Kurfürst winkt Zustimmung, der Zug setzt sich in Bewegung.

 

Ansprache des Bürgermeisters nach den Reiterspielen.

Hochwohledle und getreue
Günstge und liebwerte Herrn!
Sintemalen und dieweilen
Seine Kurfürstliche Hoheit
Nunmehr festlich eingezogen
Sind in unsre Stadt und Feldmark,
Soll nunmehr auch den Bürgern
Gleichfalls auch gemeinem Volke
Freistehn, sich zu verlustieren.
Wozu hier in dieser Höhle
Sowie draußen vor derselb’gen
Wird Gelegenheit gegeben -
Doch bevor wir nun zum zweiten
Teil sothanen Festes schreiten,
Last uns dankbarst des gedenken,
Was der heut’ge Tag uns schenkte.
Last uns wünschen und erhoffen
Glück und Gunst für unsre Mauern,
Daß dereinst in ferner Zeiten
Etwa in fünfhundert Jahren
Man soll sagen: Gottes Segen
Ruhte sichtbarlichst auf Balve!
Also rufen wir denn jetzo:
Balve aller Städte jüngste
Vivat, crescat, floreat ! -

 

Das Höhlenspiel

Im Rahmen der Festveranstaltungen wird als Höhlenspiel am Sonntag abend (3.August) "Die Schlacht am Birkenfeld" von Leo Weißmantel Gestaltung finden.
Das Spiel ist nach alten Sagen als Volksspiel eingerichtet. Es liegen ihm zugrunde die westfälische Sage von Schlacht am Birkenbaum bei Werl und eine Variante zur Barbarossasage mit Kaiser Karl dem Großen im Untersberg.
Das Spiel gibt keine realistische Darstellung von Schlachten und Kämpfen, sondern bringt in packenster Form die Ideen der Sagen zum Ausdruck: Sehnsucht nach Befreiung und Glück, Errettung aus Drangsal und Not. Es spiegelt das Bild unserer Zeit und unseres Volkes.
Getragen wird es von dem Gedanken zur Tat: "Grabt, grabt und zwingt’s der Erde ab, daß sie euch nährt und kleidet, ehrt und krönt." Ernstes Besinnen weckt schon der Ruf des Sprechers: "Liegt über euch die Knechtschaft und fliegen die Raben eurer Zwietracht um eure heimatlichen Berge?"
Im Untersberge schläft Kaiser Karl und wartet des Tages, da er zur Erde wiederkehren soll für sein Volk. Auf dem Berge schaffen Werkleute und Bauern. In harter Mühsal tragen die Fleißigen ein schweres Geschick in der Hoffnung auf bessere Zeiten: "Mein Schwert ist mein Pflug - o alt Vermächtnis." Der Acker des Untersberg aber birgt des Kaisers Krone und Schwert: "Pflüg tief, mein Sohn, pflüg tief!"
Und Kaiser Karl hört das Werken der Fleißigen: "Mir ist, als wollt ein ganzes Volk in meinem Berg."
Dann enthüllt sich das Geheimnis des Berges: "Am steinern  Tisch sehen wir den alten Herrscher, der seinen Wächter zur  Erde schickt: "Die Stund’ ist nahe, daß die Birke aufsprießt  auf dem öden Felde. In diese Birke eingebettet ruht wie ein  Samenkorn des neuen Reiches Krone." Und Kaiser Karl fühlt Erfüllung aufleuchten: "Gering von Herkunft in der Arbeit Kleid ist das Volk der Freiheit eigner Herr geworden !"
Aus der Ferne singt die Sehnsucht des Volkes: " Daß die Sterne doch aufgingen, die der Sturm uns hat geraubt. Gib ein Schwert du unsern Händen und eine Krone unserm Haupt." Dann steht das Volk, verkörpert in der Gestalt eines Jünglings auf dem Birkenfelde . Wie Dürers und Böcklins apokolyptische Reiter, so begegnen ihm die Geißeln der Menschheit: Seuche, Hunger und Krieg . Nach ihm erscheint der sagenhafte weiße Reiter : Ich bin der Landmann an dem Tag der Ernte, den Fruchthalm scheid ich von der Distel, - so oft ich dir begegne, scheid ich dich: "Zum Feuer oder Licht - zum Pfuhl - zur Quelle - zur Nacht - zum Tag -

 

Aus dem sagenhaften Birkenbaum aber entwindet sich jetzt die Schlange, um den Jüngling zu verderben. Der jedoch greift aus den Wurzeln des Baumes ein Schwert und kämpft gegen das Ungeheuer. Rollender Donner kündet den Sieg des Helden, der sich nun gerüstet weiß zu großen Taten. Der Rinde des Baumes entnimmt er die strahlende Krone, eine Krone der Not, die auf seinem Haupte zu einer Dornenkrone wird.
Mit dem Jüngling steht auch das Volk auf. In heldischer Kraft reckt es sich tatenfroh und schreitet willensstark und lebensbejahend einer glücklichen Zukunft entgegen: ein einig Volk von Brüdern im neuen freien deutschen Vaterland.
Das Spiel bringt zum Schluß eine Massenszene mit einem wuchtigen Sprechchor und endet mit dem Liede: Deutschland, Deutschland über alles, das von den Darstellern und dem Publikum gemeinsam stehend gesungen wird.

Gestalten des Spieles:

Der Sprecher
Der Landmann
Des Landmanns Weib
Des Landmann Kind
Erster Bergmann
Zweiter Bergmann
Kaiser Karl der Große
Der Wächter
Der Jüngling
  Die Mutter
Die Schwester
Die Seuche
Der Hunger
Der Krieg
Der weiße Reiter
Volk
Soldaten
Werkleute

Dauer des Spieles 1 Stunde

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